Formen des Nachteilsausgleiches bei Autismus-Spektrum-Störungen
Dieser individuell festzulegende und zu gewährende Nachteilsausgleich kann wie folgt aussehen:
Allgemeine schulische Förderung
- verlängerte Arbeitszeiten oder verkürzte Aufgabenstellungen bei Klassenarbeiten
- einheitliche Darstellung des Schriftbildes
- Verzicht auf unwesentliche Details
- Alternative Präsentation (z.B. vergrößerte Kopien, umfangreichere Aufgabenstellungen segmentieren)
- separater Raum bei Klassenarbeiten
- schriftliche Leistungen anstelle von mündlichen oder Abfragen in 1:1-Situaton
- Strukturierungshilfen zur Unterstützung und Förderung der mündlichen Mitarbeit (z.B. Ermutigung zur Äußerung von Hypothesen, Führen einer Rednerliste, Führen eines Meldeprotokolls)
- die schriftlichen Leistungen in höherem Maße bewerten als die mündlichen (oder umgekehrt)
- Verzicht auf soziale Arbeitsformen (Partner- und Gruppenarbeit)
- Individuelle Arbeitsplatzorganisation (Reizreduktion, Kennzeichnung einzelner Bereiche durch Klebeband, ggf. separate Ablage bzw. Regal)
- Hilfen zur Strukturierung der Kommunikation (Visualisierung durch Karten)
- Hilfen zur Strukturierung der Arbeitsabläufe über Pläne und Visualisierungen (Einsatz eines abgestimmten Stundenplanes, Schultimer, Markierungen, Beschriftungen, Handlungsplanungen)
- Hilfen zur zeitlichen Strukturierung durch Einsatz eines z.B. TimeTimers
- Tafelabschrieb verringern (ggf. von Mitschülern kopieren)
- Einsatz von geeigneter Lineatur, vergrößerten Kopien und Laptop bei erheblicher Beeinträchtigung des Schriftbildes
- Größere Exaktheitstoleranz bei Schriftbild und Geometrie
- Modifizierung der Hausaufgaben
- Individuelle Pausenregelung (ggf. Verbleib im Klassenraum und Beschäftigung mit Spezialinteressen)
Unterrichtsfächer
Sprachen
- Nacherzählungen und Inhaltsangaben mit Strukturierungshilfen (Schema über Ablauf z.B. Einleitung, Hauptteil usw., genaue Zeitvorgabe) sind meist möglich, jedoch sollte eine wortwörtliche Wiedergabe durch konkrete Aufgabenstellung vermieden werden
- Bei Aufgabenstellungen mit personenbezogenen Kontexten Berücksichtigung des Mangels an Empathie und Perspektivübernahme (Mimik, Gestik, zwischenmenschliche Kontexte werden meist nicht entsprechend verstanden und entschlüsselt) – daher hier eher sachbezogene Inhalte wählen die ggf. die Interessenschwerpunkte der betroffenen Schülerin bzw. des betroffenen Schülers berücksichtigen
- Aufgabenstellungen im Bereich der Interpretation und Lyrik können oft durch den fehlende eigene Erfahrungen nicht bewältigt werden – Inhalte werden wortwörtlich verstanden, Redewendungen und Metaphern können nicht interpretiert werden; hier müssen Erläuterungen und ggf. Wörterbücher herangezogen werden, ebenso wie strukturierende Maßnahmen
Mathematik
- Strukturierungshilfen bei verschiedenen Aufgabentypen
- Nutzung von Anschauungsmaterial
- bei Geometrie größere Exaktheitstoleranz
- Textaufgaben ohne sozialen Kontext
- Individuelle Rechenwege akzeptieren
Sachunterricht/Naturwissenschaften/Gesellschaftswissenschaften
- Anwendung in Analogie zu den Fächern Sprachen und Mathematik
- Einbeziehung der Spezialinteressen
Kunst
- vorgegebene statt freie Themenstellungen
- Zeichnen statt Malen
Musik
- ggf. Benotung nur über schriftliche Leistungen
Sport/Schwimmen
- Schwerpunkt auf Individualsport
- Motorische Probleme nicht in die Bewertung nehmen
- Aussetzung der Bewertung ist möglich
- Strukturierung anbieten
- Ggf. Befreiung vom Schwimmunterricht möglich
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